Vergleichende Distributionsforschung


Nachdem mein PC zufrieden mit K/Ubuntu 9.04 (Online-Upgrade von 8.10) vor sich hin werkelt, befindet sich auf meinem Laptop IBM ThinkPad T41 (das fünfte Jahr in taufrischer Verwendung) noch immer Linux Mint 5 „Elyssa“ (Basis: Ubuntu „Hardy Heron“, 04/2008; LTS). Aufgrund der anderen Orts beschriebenen Schwierigkeiten war vor einem halbem Jahr ein Upgrade auf eine jüngere Distribution oder Version meiner Wahl noch (immer) nicht möglich… 😮

Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich sowohl aus optischen als auch aus funktionalen Gründen durchaus bei meiner Mint-Installation bleiben könnte: Alles, was ich brauche funktioniert einwand- und nahezu wartungsfrei! Aber trotzdem lockt das Neue, Frische… und meine Neugierde muss befriedigt werden 🙂

Also werde ich mir das nun (Herbst 2009) von Neuem anschauen; folgende Distris habe ich mir herausgepickt:
Knoppix V6.0.1 „Ariadne“ (02/2009)
gOS 3.1 „Gadgets“ (basierend auf Ubuntu 8.04)
Xubuntu „Karmic Koala“ (29.10.2009)
Mandriva Linux „2010.0“ (03.11.2009)

Warum gerade diese Auswahl? Es gab folgende Vorgaben:
– das gedownloadete ISO-File passt auf eine CD,
– die Distribution ist desktoporientiert,
– aus Gründen der Performance sollte das GUI nach Möglichkeit nicht GNOME oder KDE sein,
– das OS ist (relativ lückenlos) eingedeutscht und
– die Distribution ist ausreichend benutzerfreundlich gestaltet.

openSUSE, obwohl sehr populär, scheidet daher aus: Die Verwendung von 11.1 mit GNOME auf meinem Notebook setzt die meditativen Fähigkeiten eines Zenpriesters voraus.
Ich gehe davon aus, dass die Verwendung einer alternativen Desktopumgebung keinen Turboschub bewirken würde… 😦

Dass alle Apps, die ich so verwende (easyTAG, MP3Gain, Rhythmbox, Mobile Connect,…) funktionieren werden, nehme ich einfach einmal als gegeben an. Sehr empfindlich bin ich beim Schriftbild: Ich mag es gerne scharf (wenn ihr wisst, was ich meine :). Auch die übrige Erscheinung ist mir wichtig – hier schadet ein wenig Attraktivität nicht, auch wenn man sich aufgrund der für heutige Verhältnisse dürftigen GraKa keine Wunder erwarten darf.

Der Ablauf: Das ISO-File wird heruntergeladen, auf CD gebrannt und – soweit die Möglichkeit besteht – vorerst einmal im Live-Modus ausgeführt. Wenn das befriedigend funktioniert, sprich die CD offensichtlich fehlerfrei ist und der Ersteindruck ein positiver ist, erfolgt eine Evaluationsinstallation auf einer für diese Zwecke „freigestellten“ Harddisk. Danach kommt das Update mittels der jeweiligen Paketverwaltung dran.

Meine Betrachtungen beziehen sich daher immer auf den Status der fixen Installation auf diesem Stück Hardware und stellen selbstverständlich keine Bewertung der jeweiligen Distribution dar!

Knoppix V6.0.1 „Ariadne“

– Installation und Hardware-Erkennung
Der Zugang zum OS ist anders als gewohnt: Beim Starten wird man von einem Sprachausgabe-unterstützten Desktop-System, dass sich vorerst  mit einem dialogbasierten Anwendermenü begnügt, empfangen (hier erfährt man, warum). Im installationsfreien Betriebsmodus wird (auch) der WLAN-Zugang problemlos erkannt.

Nur leider: Eine zufriedenstellende Installation gelang zweimal nicht… 😦
Einmal versuchte ich es direkt, ohne den Live-Modus zu bemühen, machte das Update und absolvierte „Zusätzliche Programme installieren“ (amarok, msttcorefonts, flash-plugin,…), danach gab es zwar mehrere Startoptionen (Adriane, Debian xxx,…), aber unter keiner Option war ein Start möglich.
Der zweite Versuch war dann vom Live-Modus aus, ohne Update und nur mit „Zusätzliche Programme installieren“: Trotz vieler Versuche und Neustarts weigerte sich das WLAN, Verbindung aufzunehmen.
Auch das Anhängen ans Netzkabel blieb erfolglos – leider!

– Look and Feel
LXDE ist die Arbeitsumgebung, die hier Verwendung findet. Teilweise ohne den Bequemlichkeiten der größeren und schwereren Brüder KDE und GNOME, aber trotzdem mit 3D-Effekten und Compiz. Sehr akkurat und offensichtlich schlank, da ich keine Einschränkungen in der Performance nachweisen könnte.

Somit leider aus meiner Auswahl der Empfehlungen ausgeschieden: Tolle Basis, viele nützliche Tools, aber nicht ausreichend DAU-sicher 🙂

gOS 3.1

– Installation und Hardware-Erkennung
Einfach spitze! Keinerlei Probleme im Live-Modus, nach Installation und dem Update. Habe noch die „ubuntu-restricted-extras“ und „msttcorefonts“ nachinstalliert – fertig!
Einschränkungen habe ich nur bei meinem E630+ Modem für das mobile Internet.  Das nm-Applet kann ich nicht zur Mitarbeit bewegen, der nachträglich installierte „Mobile-Connect-Card-Driver-For-Linux“ ist höchstmöglich zickig, sodass ich diese Funktionalität vertrauensvoll in die Hände von GNOME PPP legte.

– Look and Feel
Sagen wir mal: Gewöhnungsbedürftig. Die Einstellungen scheinen für kleine (Netbook)Monitore optimiert worden zu sein, kommen mir an diesem Gerät eigentlich entgegen. Das untere Dock (wbar) gibt dem Ganzen einen Apfel-Stich, Google ist mit seinen Gadgets und Verlinkungen allgegenwärtig. BTW: das „g“ bei gOS steht für „green“ oder für „good“, je nachdem, wo man nachschaut (mehr dazu: Klick).
Die Änderung der Anwendungen im Dock funktioniert gut, dazu gibt es einen eigenen Menüpunkt unter „Zubehör“ -> „WbarConf“; ein Rechtsklick auf das Dock aktualisiert dieses. Nicht erschrecken, wenn nach dem Editieren das Dock nicht wieder auftaucht: Einfach das Änderungstool wieder aufrufen und den letzten Eintrag deleten, irgendwas war mit dem nicht in Ordnung. Das Dock bleibt bei geöffneten Anwendungen im Hintergrund; das ist auf kleineren Monitoren von Vorteil, erzwingt aber zur Sichtbarmachung einen zusätzlichen Klick zur Anzeige der Arbeitsoberfläche.
Als grafische Oberfläche kommt zwar Gnome zum Einsatz, das macht dem responsiven Verhalten aber keinen Abbruch :

Desktop gOS
Desktop gOS

Die Nachinstallation von Compiz hätte ich mir sparen können; es scheint, dass die Verwendung so ohne weiteres, vielleicht auch begründet durch die „schmale“ Hardware, nicht möglich ist (bin dem nicht weiter nachgegangen).
Out-of-the-box funktioniert der Standby-Modus einwandfrei, der Ruhezustand ist allerdings nicht möglich.

Das bleibt jetzt alles einmal ein bisschen auf der Platte und wird ausreichend getestet! Derzeit denke ich, dass gOS mit Platz 23 bei Distrowatch heftig unterbewertet ist 😮

UPDATE:
Nach Update des „network-manager“ auf die Version, die in 8.10 enthalten ist (0.7.1), wird die Einrichtung des mobilen Breitbandes durch einen Assistenten unterstützt… und noch viel wichtiger: Es funktioniert danach auch perfekt! So kann ich GNOME PPP aus seinen Diensten entlassen 🙂
Weiters wär’s gut gewesen, erst einmal hier ein bisschen zu lesen, als zu meckern, dass Compiz Probleme bereitet 😮
Suspend-to-ram funktionierte einwandfrei out-of-the-box, suspend-to-disk zu aktivieren habe ich hier gefunden. Auch nachinstalliert habe ich den „Storage Device Manager„, auf den hier verwiesen wird. Nach der Entfernung von Windows habe ich dann noch Grub gemäß diesem Post angepasst.

Xubuntu „Karmic Koala“

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie ich heute (21.10.09) über eine Release befinden kann, die doch erst in etwas mehr als einer Woche erscheint…?
Jene, die dem obigen Link gefolgt sind, wissen es bereits: Es handelt sich um eine Beta, die aber einer laufenden Aktualisierung unterliegt, sodass das (theoretisch) am Releasetag durchgeführte Update die endgültige Version zum Ergebnis hat. „Theoretisch“ deshalb, weil die Serverbelastung an diesem Tag (29.10.) mit Sicherheit bis zum Abwinken sein wird 🙂
Für mich hat das aber den Vorteil, dass ich ab diesem Datum nur mehr die Deltafiles brauche, um das aktuelle System mein Eigen nennen zu dürfen, und den Server nicht mit einem kompletten Download belasten muss.
So, genug davon, jetzt zum Eigentlichen:

– Installation und Hardware-Erkennung
Ubuntutypisch (jetzt wieder) einwandfrei. Alles wurde erkannt, die Aktualisierung nach Installation (circa 360 Dateien!) erfolgte einwandfrei, auf fehlende Übersetzungen wird hingewiesen und nachgefragt, ob die nun geholt und integriert werden sollen, etc.. Im Gegensatz zu den beiden Vorversionen, die auf meinem IBM ThinkPad T41 mal wegen dem Grafiktreiber, mal wegen anderem Kleinzeug Troubles erzeugten, schaut es diesmal auf Anhieb gleich vieeeel besser aus   *freu*

– Look and Feel
Na ja, der Kontrast zu gOS (siehe oben) hätte größer wohl nicht sein können: Firefox kann ich nicht dazu überreden, den Systemeinstellungen des Schriftbildes zu folgen (Arial, keine Kantenglättung) und die vorhandenen Themes sind allesamt nicht wirklich sexy. Der Desktop präsentiert sich recht nüchtern, was zwar kein funktioneller Abstrich ist, aber halt… na ja… :-7

Nach dem Neustart erfolgt automatisch die Verbindung zum WLAN – doch leider bootet „Karmic Koala“ nicht (auffällig) schneller (wie eigentlich angekündigt). Suspend to disk und -RAM sind endlich zuverlässig zu verwenden. Wesentliche Einschränkungen… leider: Mobiles Internet war fein einzurichten, aber nicht zuverlässig zum Laufen zu bringen.

Und jetzt schreibe ich wieder von meiner alten Mint-Installation aus, weil nach Einschalten des „Anzeigen-Compositing“ die Monitorausgaben infolge Farbstreifen völlig unbrauchbar wurde 😦
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass ich hier eine Betaversion verwende; es gilt daher: Fortsetzung folgt im November – siehe oben 🙂

UPDATE:
Xubuntu läuft nach einem einfachen Installationsablauf nunmehr auf meinem PC, nachdem ich mir das Upgrade von meiner bestehenden Version 9.04 zerstörte. Das Problem mit der verwaschenen Schrift (infolge Kantenglättung, s.o.) hatte ich (aufgrund heutiger Aktualisierung?) im Gegensatz zum Zustand nach Installation nicht mehr *freu*

Mandriva Linux „2010.0“

– Installation und Hardware-Erkennung
Die Live-CD (One) liegt leider nur mit Gnome- oder KDE-Desktop vor, kann aber natürlich nachträglich um andere Umgebungen erweitert werden. Die Installation verläuft diskret mit wenigen Fragen nach Lokalisation, Sprache, Tastatur, etc.  Die vor dem eigentlich Runterkopieren der Dateien auf die Festplatte und nach dem Durchsuchen der Hardware  gestellte Frage nach dem Entfernen nicht benötigter Pakte habe ich zwar mit „ja“ beantwortet, aber ob die Installationsdauer dadurch verkürzt wurde, könnte ich nicht beschwören… Da war die nächste Frage des Assistenten nach dem Säubern des „/tmp“-Ordners bei jedem Systemstart schon nachvollziehbarer 🙂
Sehr fürsorglich ist der Assistent auch beim I-net-Zugang: Nach dem ersten Bootvorgang wird dessen Einrichtung genauso abgefragt die Einstellungen zum Benutzers (= Name, PW)!

– Look and Feel
Der Startsound versetzt mich in den Dschungel und Compiz Fusion läßt sich ohne Gemurre aktivieren. Wir erinnern uns: Das war auf dieser Maschine unter Kubuntu nicht möglich! Zwei weitere Optionen hält der Menüpunkt „3D-Desktop-Effekte“ für uns bereit: keine Effekte und Metisse.
Nicht wirklich wichtig, aber trotzdem angenehm ist auch die Tatsache, dass in der Grundinstallation schon ein paar Bildschirmschoner mit dabei sind und nicht – wie bei Kubuntu 9.10 – erst nachträglich hinzugefügt werden müssen.

Nach dem bisherigen Verwöhnpaket folgte dann aber die rasche Ernüchterung: Nach dem Erweitern der Installationsquellen mittels URPMI konnten zwar die win32-codecs bequem aufgefunden und installiert werden, aber das war’s dann auch schon… 😮
Die Streams von Shoutcast verlangten nach einem gstreamer-Plugin, das zwar gleich angeboten, aber nicht auf die Schnelle integrierbar war;  mehrere Versuche waren notwendig. Das Hinzufügen der msttcorefonts wird gleich einmal gar nicht unterstützt, das entsprechende RPM-Paket von rpmseek schafft mich (ich glaube, dieser Link war dann die Lösung). Allerdings hätte ich mir das Herumgefrickle ruhig sparen können, weil auch nach Auswahl des Fonts „Arial“ und Deaktivierung der Kantenglättung das Schriftbild nicht meinen Vorstellungen entsprach.

Apropos Gefrickle: Meine geliebten „sudo apt-get ….“-Befehle kann ich natürlich kübeln, verwendet Mandriva doch RPM, den „Red hat Package Manager“. Da ist wohl Lernen angesagt 🙂

Soweit kam es dann aber nicht mehr: Mandriva entzog sich einer weiteren Auseinandersetzung mit mir, indem es sich – offensichtlich enttäuscht von meinen Fähigkeiten –  ins Datennirvana zurückzog und mich mit einem stabilen, therapieresistenten schwarzen Bildschirm einsam zurückließ… 😦

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